Wie die Wilhelm & Karl Maybach Foundation und Stiftung 175 Jahre Maybach-Historie für die Zukunft bewahrt
Für die Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts war die Biografie von Wilhelm Maybach, vom Waisenkind zum König der Konstrukteure, alles andere als selbstverständlich. Es war die Verbindung zu Mentoren und Weggefährten wie Gustav Werner, Gottlieb Daimler oder Emil Jellinek, die den Erfolg Wilhelm Maybachs ebneten, indem sie seine Talente erkannten und auch aktiv förderten. Die Wilhelm & Karl Maybach Foundation wurde von Ulrich Schmid-Maybach 2005 gegründet und macht das Prinzip des Mentorings für die Gegenwart wirksam: Angefangen bei der Förderung eines jungen, aufstrebenden Arztes aus Uganda, der zu HIV forschte, bis hin zu einem innovativen Kooperationsprojekt zur Erkennung von Persönlichkeitsmerkmalen starker Mentoren anhand von Künstlicher Intelligenz. Ein weiteres Projekt, mit dem die Familie Schmid-Maybach sich direkt für die Nachwuchsförderung engagiert und damit auch die Verbundenheit zur Stadt Heilbronn ausdrückt, ist die Stiftung des Wilhelm-Maybach-Preises durch Irmgard Schmid-Maybach, welcher an der Wilhelm-Maybach-Schule in Heilbronn verliehen wird.
Die deutsche Zweigstelle der Wilhelm & Karl Maybach Stiftung ist in Friedrichshafen angesiedelt worden. Friedrichshafen am Bodensee ist neben Heilbronn, Reutlingen und Bad Cannstatt der wohl bedeutendste Ort der Maybach Geschichte. Wilhelm Maybach hatte sich an Graf Zeppelin gewandt und ihm angeboten, einen verlässlicheren und stärkeren Motor zu entwickeln – unter der Federführung seines Sohnes Karl Maybach. Man fing in Bissingen 1909 unter der Direktion von Karl Maybach an, ab 1912 wurden in Friedrichshafen am Bodensee Hochleistungsmotoren für die legendären Zeppelin-Luftschiffe gebaut. Seit 1918 firmierte das Unternehmen unter dem Namen Maybach-Motorenbau GmbH und sollte bald Weltruf erlangen mit Antrieben, die in der Luft, im Wasser und zu Land zum Einsatz kamen. 1969 ging daraus die Motoren- und Turbinen-Union (kurz MTU) Friedrichshafen hervor.
Die Wilhelm & Karl Maybach Stiftung bzw. Foundation verfolgen das Ziel, einen eigenständigen musealen Auftritt für die Maybach-Historie zu schaffen und mit Fortschritten der Vergangenheit gegenwärtige und zukünftige Innovationen zu fördern. Hier ist besonders die Wiederinstandsetzung eines Eisenbahn-Schnelltriebwagens aus den 30er Jahren zu nennen. Der SVT 137 856 ist das letzte komplett erhaltene Exemplar der sogenannten Bauart Köln. Er ist vorgesehen als musealer Ort, an dem man die maybachsche Geschichte auf kompaktem Raum nachvollziehen und erleben kann – parallel werden weitere, moderne Online-Formate unterstützend genutzt. Hier ist vor allem eine virtuelle Ausstellung zu nennen, die fortlaufend mit Geschichten, Ereignissen und Objekten erweitert wird.
Die Wilhelm & Karl Maybach Foundation hat in der Wilhelm-Maybach-Schule die Pop-Up-Ausstellung „100 Jahre Maybach Automobile 1921 – 2021“ gezeigt. Anlass war, dass sich im September 2021 die Premiere des ersten in Serie gebauten Maybach-Automobils „Typ W 3“ zum 100. Mal jährte. Dieser Wagen wurde 1921 auf der Deutschen Automobil-Ausstellung in Berlin vorgestellt. [Foto: Wilhelm & Karl Maybach Stiftung]
Wertvolle Unterstützung durch den Freundeskreis Maybach Museum e.V.
Wie lebendig die Begeisterung für den Namen Maybach immer noch in Friedrichshafen ist, spiegelt sich im Engagement des Freundeskreises Maybach Museum e.V. eindrucksvoll wider. Seit seiner Gründung 2015 haben die Vereinsmitglieder*innen mehrere tausend Zeitzeugnisse zusammengetragen. Die Unterstützung durch die Wilhelm & Karl Maybach Stiftung erfolgte dabei unter anderem bei der professionellen Inventarisierung. Dabei kommt eine cloud-basierte Software zum Einsatz, die neben der musealen Erfassung auch die Vernetzung der Bestände untereinander ermöglicht. Neben äußerst seltenen Objekten und persönlichen Erinnerungsstücken dokumentieren Zeitzeugeninterviews die spannende Maybach-Historie. Hierbei handelt es sich um sehr wichtige Erkenntnisse, denn nicht nur Objekte, sondern auch gelebte Erinnerung und fachliches Knowhow gilt es zu bewahren.
Dieses Foto von Wilhelm Maybach, das ihn um 1915 zeigt, kam aus dem Nachlass der Erben von Wilhelms Bruder Heinrich in den Bestand der Maybach Foundation.
[Foto: Wilhelm & Karl Maybach Stiftung]
Bewahren, Vernetzen, Vermitteln, Erleben! Digitaler Sammlungsalltag in Friedrichshafen
Schwerpunkt der Maybach Foundation in Friedrichshafen ist die Vermittlung der Maybach-Historie und die aktive Sammlungsarbeit wie bei dem Porträt von Wilhelm Maybach. Dieses Foto kam in die Sammlung aus dem Nachlass der Erben von Heinrich Maybach, er war einer der Brüder von Wilhelm Maybach. Wilhelm Maybach ist zu sehen im Brustporträt, er blickt direkt in die Kamera. Auch wenn sein Leben Rückschläge beinhaltete, so schaut er doch mit Stolz in die Kamera als gestandener Mann. Dieser Gesichtsausdruck ist auf Porträts von ihm selten, ergibt aber ein sehr lebendiges Bild, das von seiner Wachheit bis ins hohe Alter zeugt.
Zu besonderen Anlässen suchte man das Atelier eines professionellen Fotografen auf, der ein Porträt-Foto anfertigte. Damals wurden Abzüge auf dünnem Papier gemacht, das empfindlich war, wenn man es nicht auf einen Bildträger aufklebte – dies machte man sich zu Nutzen und kaschierte die Bilder auf einen starken Karton auf, den man zudem mit Prägungen und verschiedenen Farben gestalten konnte. Weitere wichtige Bestände von historischen Fotografien aus der Zeit Wilhelm Maybachs werden heute im Stadtarchiv Heilbronn verwahrt.
Obwohl Heinrich Maybach das Schicksal, früh beide Elternteile verloren zu haben, mit seinen Geschwistern teilte, schaffte er es ebenso wie Wilhelm Maybach auch, ein erfolgreiches Leben aufzubauen. Nach einer Lehre als Schreiner ging er für einige Zeit nach Frankreich, wo er eine neue Technik kennen lernte – die Marketerie. Hierbei werden aus unterschiedlichen Holzfurnieren Bilder geschnitten und diese dann mit einem Bildträger, wie einer Tischplatte, verleimt. Heinrich Maybach etablierte diese neue Technik in Deutschland und war somit, wie sein Bruder, ein Pionier.
Weitere Informationen unter: https://www.maybach.org
