Walter Hirschmann, Archivar am Stadtarchiv Heilbronn

Wilhelm Maybach und Heilbronn

Im Jahr 1843 zog Schreinermeister Christian Carl Maybach von Löwenstein nach Heilbronn und gründete mit seiner Frau Luise Barbara eine Familie. Vier Söhne kamen hier zu Welt: Karl Anfang 1844, Wilhelm am 9. Februar 1846, Heinrich im März 1848 und Ferdinand im Oktober 1849. Der jüngste Sohn Adolf wurde in Stuttgart geboren, wohin die Familie 1851 verzog. Es fällt auf, dass bei den je vier Taufzeugen zwei Personen bei allen Kindern genannt werden: Der Zimmermeister und Mühlenarzt Jacob Maisch, der wie Luise Maybach aus Böblingen stammte. Die andere Taufzeugin ist Maria Sembach, Ehefrau bzw. dann Witwe des Küfermeisters Ferdinand Sembach – war sie vielleicht zeitweise die Vermieterin? Die einzige – durch das Adressbuch von 1851 – erst spät nachgewiesene Wohnadresse in Heilbronn der Maybachs war im Haus Lohtorstraße 12. Es flankierte die Hofeinfahrt der Rosenapotheke, in der 1814 Robert Mayer zur Welt gekommen war.

EhepaarMaybach Zum Maybach-Archiv im Stadtarchiv gehört das Hochzeitsbild von Wilhelm Maybach und Bertha Habermaas, die 1878 geheiratet haben.
[Foto: Stadtarchiv Heilbronn]

Die nächste Verbindung von Wilhelm Maybach zu Heilbronn steht im Zusammenhang mit der Entwicklung des schnelllaufenden Verbrennungsmotors. Bei der praktischen Anwendung kam rasch auch der Schiffsantrieb in den Blick. In Heilbronn wollte man ab 1897 wieder eine Personenschifffahrt bis Heidelberg etablieren. Der dafür gebaute Heckraddampfer erwies sich aber für die schwierigen Verhältnisse auf dem Neckar als völlig ungeeignet. Deshalb kaufte die Neckardampfschifffahrtsgesellschaft bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft im Jahr 1900 ein Motorboot mit zwei 4-Zylinder-Motoren. Es konnte 50 Passagiere befördern und stieß mit 20m Länge in eine neue Größenklasse vor.

WerbeplakatNeckarschiff Wilhelm Maybach lieferte mit der Daimler-Motoren-Gesellschaft 1900 ein Motorboot für den Verkehr Heilbronn – Heidelberg.
[Foto: Stadtarchiv Heilbronn]

Maybach An dieses Schiff erinnerte Wilhelm Maybach in einem Dankschreiben für die Glückwünsche der Stadt Heilbronn zu seinem 70. Geburtstag im Kriegsjahr 1916. Außerdem stiftete er 1000 Mark als Prämien für unbemittelte Schüler der gewerblichen Fortbildungsschule, dem Vorläufer der Berufsschule. Dazu passt, dass die Gewerbliche Berufs- und Fachschule I 1973 in Wilhelm-Maybach-Schule um benannt wurde und damit dort das Andenken an den „König der Konstrukteure" an immer neue Schülergenerationen weitergegeben wird.

Schon Anfang 1927 erhielt die Verbindung zwischen Damm- und Sichererstraße zu Ehren von Wilhelm Maybach seinen Namen – damals waren Benennungen zu Lebzeiten des Geehrten noch möglich. Auch mit der Übergabe des Maybach-Nachlasses durch die Familie an das Stadtarchiv Heilbronn im Jahr 1979 ist Wilhelm Maybach dauerhaft im „Gedächtnis der Stadt" gespeichert und präsent.